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12.11.2018

Augen auf beim Plattformkauf

Das Angebot an Plattformen für das Internet of Things (IoT) wird immer umfangreicher – und damit wird die Auswahl er richtigen Infrastruktur immer komplexer. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Forschungs- und Anwendungszentrums Industrie 4.0 am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Prozesse und Systeme, der Universität Potsdam. Danach stieg in Deutschland die Anzahl der Anbieter rund um IoT-Plattformen von etwa 260 im Jahr 2015 auf 450 im vergangenen Jahr. Die Bandbreite der Angebote ist dabei denkbar groß: vom Application Enablement über Device Management und Analytics bis zu Cloud-Storage und Connectivity-Lösungen. Auch die eingesetzten Technologien könnten kaum breiter gestreut sein. Die Angebotsschwerpunkte liegen bei Prozessoren und Sensoren oder sonstiger Kommunikations-Hardware, beziehen für Fabriklösungen optimierte Betriebssysteme ebenso ein wie Entwicklungswerkzeuge oder umfassen vollständige IoT-basierte Komplettlösungen.

Dem großen Angebot an IoT-Plattformen steht eine wachsende Verunsicherung bei den Anwendern gegenüber. Ein Grund dafür liegt im Fehlen einer umfassenden Digitalstrategie bei vielen Unternehmen, denen ein ganzheitlicher Blick auf die Reichweite der digitalen Transformation fehlt. So geht es nicht allein darum, bestehende Prozesse zu digitalisieren, sondern alle Aspekte des Geschäftsmodells auf den Prüfstand zu stellen – von der Lieferkette über die eigene Produktion, die Weiterentwicklung der Produkte bis zu Kundenkommunikation. Tatsächlich sehen sich Anwender aber in einem vermeintlichen Zeitdruck, der die Ausarbeitung einer umfassenden Strategie nicht zulässt. Hinzu kommt, dass der Reifegrad bei bestehenden Unternehmenslösungen – also insbesondere für das Enterprise Resource Planning – sehr unterschiedlich ist. Darüber hinaus fehlt in vielen Unternehmen die Koordination zwischen den Planungen in der Produktion und in der IT.

Für die Ausbildung einer Digitalstrategie als Voraussetzung für die Wahl einer geeigneten IoT-Plattform ist es deshalb entscheidend, die IT-Infrastruktur, die Organisation und die Prozesse im Unternehmen zusammenzuführen. So wird eine gemeinsame Vorstellung für die Anforderungen an eine IoT-Ausstattung erarbeitet. Am Forschungs- und Anwendungszentrum Industrie 4.0 am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Prozesse und Systeme, der Universität Potsdam, wurde deshalb ein Vorgehensmodell für die Auswahl und Einführung einer IoT-Plattform im Unternehmen erarbeitet.

Beginnend mit der Analyse der gegebenen Prozesse sollte danach das Ziel der Investition definiert werden können. Daraus ergeben sich die Anforderungen an das Auswahlverfahren, wobei konkrete Szenarien für die Präsentation der Anbieter ausgewählt werden sollten. Ziel sollte es sein, zukünftige Szenarien entsprechend der Digitalstrategie auszuwählen. Dies kann bis zur Ausformulierung einer Solldefinition führen. Nach dem Marktscreening, also der Analyse der möglichen Anbieter und Angebote, empfehlen die Potsdamer IoT-Experten eine Vorauswahl, um den späteren Evaluierungsaufwand zu verringern. Die verbliebenen Anbieter sollten nach einer Erst-Präsentation mit konkreten Prozessen in einem Workshop konfrontiert werden. Erst im Lichte dieser Ergebnisse sind Vertragsverhandlungen sinnvoll.

Dabei sollten sich Anwender beim Entwurf der Digitalstrategie auf die unternehmenskritischen Prozessschwerpunkte konzentrieren und nicht zur viele (funktionale) Anforderungen definieren. Stattdessen sollten sich Unternehmen hier Wandlungsmöglichkeiten offenhalten, um flexibel auf Markt- und Branchenveränderungen zu reagieren. Wichtiger ist daher, dass sich ein kurz- und mittelfristiger Return on Investment darstellen lässt.