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15.11.2019

Nachhaltigkeit ist wichtig für Industrie 4.0

Nachhaltigkeit ist prinzipiell kein neues Thema. Ursprünglich bezeichnet der Begriff den behutsamen Umgang von Waldbesitzern mit dem Wald, dem nur so viel Ertrag entzogen wurde, dass ein zukünftiger Ertrag auch für spätere Generationen möglich blieb. Durch den sog. Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen Ende der 1980er Jahre trat der Begriff wieder ins Bewusstsein der Industrieländer, überwiegend aus der Perspektive des Umweltschutzes und der Ressourcenökonomie. Zuvor waren die Ressourcen als im wesentlichen unerschöpflich angesehen worden.
Heute wird Nachhaltigkeit als angemessener und zukunftsorientierter Umgang mit ökonomischen, sozialen und ökologischen Ressourcen verstanden. Ist das ein Thema für Industrie 4.0? Ich meine ja!
Wie selbstverständlich akzeptieren wir im privaten Bereich für eine gewisse Komfortsteigerung das Potenzial eines umfassenden Monitoring unserer Aktivitäten (Musik, Fernsehen, Computernutzung, Smart Home etc.). Die Geräte sind ständig online oder auf Standby, so dass der Stromverbrauch wieder steigt, obwohl Hausgeräte immer sparsamer werden.
Übertragen auf die Industrie heißt das, dass Energieeinspareffekte z,B, durch die zunehmende Digitalisierung und den dadurch erforderlichen Sensor- und Rechnereinsatz wieder aufgezehrt werden. Der größte Energieverbraucher im Raum Karlsruhe ist keinesfalls die Daimler-Fabrik in Rastatt, sondern die örtliche Niederlassung des Internetunternehmens Strato!
Das Beispiel zeigt, dass neben ökonomischen Aspekten, die seit jeher die Gestaltung von Produktionssystemen prägen, auch ökologische Aspekte berücksichtigt werden müssen - eine Forschungsgruppe meines Lehrstuhls gemeinsam mit dem Institute for Advanced Sustainability Studies arbeitet an entsprechenden Leitlinien.
Wie kommt nun der soziale Aspekt ins Spiel? Auch hier ist jetzt und zukünftig ein nachhaltiger Umgang mit der Ressource Mensch erforderlich. Auf der einen Seite zwingt der gravierende Fachkräftemangel dazu, auf der anderen Seite ergibt sich die Chance, Menschen den Zugang zum Erwerbsleben zu geben, denen dies bisher nicht möglich war. Daher ist Industrie 4.0 auch für soziale Themen in Schwellenländern eine große Chance. Südafrikas Staatspräsident Cyril Ramaphosa hat das z.B. erkannt und will Südafrika zu einer Industrie 4.0-Nation machen. Wir sind stolz, dass wir mit unserem Forschungs- und Anwendungszentrum Industrie 4.0 an dieser Aufgabe mitwirken dürfen. Somit ist Nachhaltigkeit für die Industrie zwar kein neues, aber ein allzeit relevantes Thema!