11.06.2016
Qualifizierung ist der Schlüssel!
Vor zwei Jahren startete mein Lehrstuhl gemeinsam mit der TU Berlin und der Universität Stuttgart sowie namhaften Praxispartnern wie Infineon und Festo ein Forschungsprojekt zur Metamorphose der Fabrik hin zur Industrie 4.0-Fabrik. Vor Beginn des Projekts sah ich Qualifizierung lediglich als eines von vielen zu bearbeitenden Themen im Umfeld moderner Produktionssysteme. Doch die Forschungsarbeiten und Gespräche mit den Praxispartnern belehrten mich eines Besseren. Sie versicherten mir glaubwürdig, dass die Qualifikation der Mitarbeiter auf allen Ebenen der Fabrik der entscheidende Schlüssel zur Nutzung der neuen Technologien wie Manufacturing Analytics oder Cyber-Physischer Produktionssysteme darstellt. Dieser Hinweis gab mir Anlass zum Nachdenken.
Die Anpassungsfähigkeit an rasche Veränderungen, die vom Umfeld erzwungen werden, ist bei gut ausgebildeten Mitarbeitern höher ausgeprägt als bei angelernten Lohnfertigern. Industrie 4.0 und Digitalisierung führen zu neuen Geschäftsmodellen, Prozessen, Produkten und zu einer erheblichen Veränderung auch am Arbeitsplatz in der Fabrik. Von daher ist bei einer Betrachtung der Wandlungsfähigkeit die Qualifizierung ebenfalls ein Schlüsselelement.
Wie soll nun aber qualifiziert werden? Grundfalsch, aber immer noch sehr weit verbreitet, sind Blockschulungen zu Standardthemen, mit denen die Teilnehmer fernab ihres Arbeitsplatzes und unabhängig von ihren Vorkenntnissen berieselt werden. Diese Form der Weiterbildung ist weitestgehend nutzlos. Benötigt wird vielmehr ein spezifisches Weiterbildungskonzept, das spezialisierte Inhalte vermittelt, die nahe am eigentlichen Wertschöpfungsprozess stattfinden und idealerweise auf jeden Teilnehmer individuell zugeschnitten sind.
Ich bin sicher, dass die Digitalisierung der Fabrik diese Vision der modernen und zeitgemäßen Qualifizierung bald Wirklichkeit werden lässt.