10.01.2020
Was bringen Cloud, Blockchain, 5G wirklich?
Ist es wirklich notwendig, jedem Hype hinterherzulaufen? Die neue Ausgabe der von mir herausgegebenen Fachzeitschrift Industrie 4.0 Management liefert schöne Beispiele, um den Hype von der Zukunftstechnologie für mehr Wettbewerbsfähigkeit zu trennen. "Cloud" ist scheinbar ein Synonym für "neu und besser", so oft wird es von Softwareanbietern aus dem ERP- und Fabriksoftwarebereich verwendet, um ihre seit langem vorhandenen Systeme erneut anzupreisen. Dabei gerät oft in den Hintergrund, wann Cloud-Services sinnvoll sind: wenn stark schwankende Anforderungen an die IT-Infrastruktur bestehen oder wenn weder eigene Infrastruktur noch Software für einen geplanten Einsatzzweck existieren. Somit macht z.B. für einen mittelständischen Automobilzulieferer eine Verlagerung seiner IT in die Cloud zumeist sehr wenig Sinn. Die Anbieter hingegen wittern neue -teurere-Geschäftsmodelle und stellen Cloudlösungen als unverzichtbar dar - das ist aber geschäftsmodellgetrieben, nicht kundennutzenorientiert.
Lohnenswert hingegen ist in jedem Fall eine Überprüfung, ob es Anwendungsfälle für die sogenannte Distributed Ledger Technologie gibt, deren populärster Einsatzzweck Digitalwährungen wie Bitcoin darstellen. Wenn es z.B. darum geht, Fälschungssicherheit über eine internationale Lieferkette hinweg zu erreichen, ist eine Blockchain heute ein geeignetes Instrument. Allerdings führen Ansätze, auch alle internen Geschäftsvorfälle nach diesem Prinzip einer dezentralen fälschungssicheren Aufzeichnung zu organisieren, komplett in die Irre. Das dabei generierte Datenvolumen steht in keinem Verhältnis zum Nutzen dieser Daten, obwohl diese unbestimmt lange aufzubewahren sind!
Kommen wir zu 5G. Das mangelnde Verständnis für diese Technologie hat ja Bundesforschungsministerin Karlizcek durch ihre unsachliche Aussage "wir brauchen 5G nicht an jeder Milchkanne" deutlich zum Ausdruck gebracht. Gerade zur Digitalen Transformation von Produkten und Services im mobilen Umfeld stellt 5G eine wichtige technologische Weiterentwicklung dar. Leider haben wir in unserer Kassenbon-Republik Deutschland häufig nicht mal 3G an jeder Milchkanne, von 4G oder LTE ganz zu schweigen. Spötter behaupten schon, das Wort "E-Mobilität" beziehe sich in Deutschland darauf, dass das Handy höchstens Edge-Empfang hat, wenn man mobil ist.
Daher müssen Sie leider jede neue Informatiktechnologie selbst auf Einsatzeignung testen. Softwareanbietern würde ich nur dann Glauben schenken, wenn Nutzenvorteile durch überzeugende und übertragbare Beispiele gezeigt werden. Investitionen in Bandbreite lohnen sich hingegen immer. Noch nie kam eine rechnerbasierte Zukunftstechnologie mit weniger Ressourceneinsatz aus ihre Vorgängergeneration. Gewinne an einer Stelle werden durch zusätzliche Aufwände an anderer Stelle überkompensiert. Daher gehört auch die Nachhaltigkeit dieser neuen Technologien auf den Prüfstand!