16.11.2020
Willkommen auf dem Holodeck!
Nicht zuletzt durch den Coup von Apple, das AR Kit kostenlos der Entwicklungsumgebung für iOS beizugeben (immerhin werden dadurch mehr als eine Milliarde Geräte erreicht) ist Augmented Reality wieder in aller Munde. Aus meiner Sicht ist die Euphorie berechtigt. Wenn es gelingt, brauchbare betriebliche Anwendungen für handelsübliche Tablets und Smartphones bereitzustellen, wird das die Entwicklung zu besserer Benutzerunterstützung sehr befördern.
Allerdings bleiben andere Hindernisse vorerst noch bestehen, wie wir in unserem ZIM-Innovationsnetzwerk GEOFab untersuchen: So ist die betriebliche Informationsverarbeitung in einer „normalen“ Fabrik derzeit noch keineswegs darauf ausgerichtet, entsprechende Datenmodelle oder gar aktuelle Daten jederzeit beziehbar einschließlich Zeit- und Ortskoordinaten zur Verfügung zu stellen, von renderfähigen Bildinformationen ganz abgesehen. Fragen Sie mal Ihren MES-Anbieter, wo er die Geokoordinaten des aktuellen Standortes seiner Werkzeuge und Maschinen speichert!
Dennoch muss an dieser Thematik weiter gearbeitet. Große Anwendungspotenziale sehe ich überall da, wo bisher der Wunsch nach mehr Transparenz herrschte, aber kein passendes Medium zur Verfügung stand oder praktikabel war. Die klassischen Einsatzgebiete wie Wartung und Wiederinbetriebsetzung sind nur der Anfang für eine durchgängige Werkerassistenz in Echtzeit, für Losgröße 1!
Meine Begeisterung für AR bringt mich zu dem Thema, was denn die ältere Schwester der AR, die virtuelle Realität macht. Auch hier gibt es stille Fortschritte bei den bilddarstellenden Verfahren und der Reduzierung der „Motion Sickness“. Allerdings sehe ich Anwendungsszenarien, die weiterhin das Tragen einer schweren Brille voraussetzen, nicht als zukunftsfähig an. Auch Prestigebauten für sogenannte Caves, die gern zweistellige Millionenbeträge verschlungen haben, halte ich nicht für die breite Anwendung geeignet.
Demgegenüber sind Ansätze, die auf dem in der amerikanischen Fernsehserie „Star Trek - Next Generation“ eingeführten Holodeck basieren, deutlich spannender. Der Mensch begibt sich nur mit seinen eigenen Sinnesorganen in eine künstliche Welt. Mein Team arbeitet aktuell an einer solchen Simulation, die mittels handelsüblicher Projektionstechnik arbeiten soll, um kostengünstig realisiert werden zu können. So etwas passt nicht nur besser zu meinem Arbeitgeber, dem Land Brandenburg, sondern eine gravierende Kostensenkung führt zu einer massiven Ausweitung der Anwendungsfälle und damit auch zu einer Verbesserung dser Gesamtsituation. Schon im nächsten Jahr hoffen wir, erste Demonstratoren der Öffentlichkeit vorstellen zu können.